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Die Globalisierung des Schamanen 2002

Die gängige Praxis der Globalisierung im Gegensatz zu schamanischer Weltsicht und - Behandlung.

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Die gängige Praxis der Globalisierung im Gegensatz zu schamanischer Weltsicht und - Behandlung.

Zusammenfassung: Die Erde ist unsere Mutter, von der wir abstammen. Wir können sie nicht besitzen, sondern werden von ihr beschenkt (und auch bedroht). Es gilt, uns gut mit ihr zu stellen, sie zu ehren und ihr dankbar zu sein. Unserer Kultur blieb es vorbehalten, sie ohne Seele und als Besitz zu betrachten. Und die "Besitzer" streiten sich um jedes Stück von ihr. Es gilt das Recht des Stärkeren. Die Folgen kennen wir.
In der Geschichte der Psychotherapie wurde nicht immer nur in der Seele des Menschen gewühlt: siehe die Faschismuskritik der Psychoanalyse, den lerntheoretischen Ansatz einer Steuerung der Gesellschaft von B.F.Skinner bis hin zu den Arbeiten von H.E.Richter und den Versuchen, die Prinzipien der Familienaufstellung zur Lösung von ethnischen Konflikten einzusetzen.
Der Schamane dachte schon vor tausenden Jahren nicht nur an die Heilung des einzelnen Menschen, er hielt sie ohne globales, ja kosmisches Denken gar nicht für durchführbar - da ja alles Existierende WIE DIE TEILE EINES KÖRPERS miteinander in Verbindung gesehen wird, der durch Herstellung der Verbindung grundsätzlich als beeinflußbar gilt. Wie die Krankheit eines Leidenden lassen sich schamanisch/ spirituell - psychologisch würden wir sagen: mit Hilfe der Weisheit des Unbewußten - genau so technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragen angehen. Eine Möglichkeit, die von Ausnahmen wie M.Gandhi, M.L.King, N.Mandela usw. abgesehen in der Politik m.W. kaum genützt wird. Vielleicht auch deshalb, weil aus einer religiösen Glaubenshaltung bzw. von den Geistwesen bzw. aus der Tiefe unseres Unbewußten oft Botschaften kommen, die wir nicht gerne hören z.B. daß man den Gegner nicht hassen, sondern ihm die besten Wünsche schicken soll.
Der Workshop soll eine Übersicht geben über die aktuelle Form der Globalisierung und einführen in Spiritualität und Praxis der schamanischen Weltbehandlung. MitÜbungsanleitungen.

Die Abschnitte:

1. Wie wird Globalisierung real praktiziert?
2. Was leistet hierzu die Psychotherapie?
3. Die schamanische Sicht des Globus
4. Ritual für die Erde

THE GLOBALISATION OF THE SHAMAN

Globalisation as it really is and the global way of thinking in the theory and practice of Shamanic philosophy and healing.

Summary: Earth is our mother from where we are descended. We cannot own her, but are blessed with presents by her (and also threatened). It is wise to be on good terms with her, to honour her and be grateful to her. It has been reserved for our culture to regard her as having no soul, and as a possession, and the "ownersÓ are fighting for every piece of her. The law of the strongest is effective, and the consequences are well known.
In the history of psychotherapy, not only the human soul has been rummaged through: see psychoanalytic criticism of fascism, B.F. SkinnerÕs thoughts on how to control society, based on learning theory, the works of H.E. Richter, and the application of the principles of family constellations in order to solve ethnic conflicts.
For thousands of years the shamans have had in mind the healing not only of individual people; a shaman would not even consider this practicable without global, even cosmic thinking, because everything that exists is seen as being linked together LIKE THE PARTS OF A BODY, of which the shaman believes that on principle it can be influenced by establishing contact. Just like the disease of a suffering person, technical, economic and social problems can also be tackled in a Shamanic way ­ or, as we would put it: with help from the unconscious. To my knowledge, this method has rarely been applied in politics, apart from M. Gandhi, M.L. King, N. Mandela, etc. A reason for this may be that messages sent by spirits often do not serve self-interest but the whole.
The workshop will give an overall view of the actual globalisation and an introduction into spirituality and practice of Shamanic healing of the world, and will include practical work.
Abstract of a workshop at the 3rd World Congress for Psychotherapy "ANIMA MUNDI ­ The Challenge of Globalisation", Vienna, July 2002

1. Wie wird Globalisierung z.Z. real praktiziert?

Die Welt wächst zusammen zu einem"Global Village". Wirtschaftliche Beziehungen gehen zunehmend weit über Ländergrenzen hinaus. Durch verbesserte Kommunikationssysteme (Flugzeuge, Fernsehen, Videokonferenzen, Internet...) werden wir immer mehr zu EINER Erde. Man könnte sehr glücklich sein über das Zusammenrücken der bisher einander fremden Kulturen. Globalisierung ist m.E. auf jeden Fall zu begrüßen. Die technischen und kommunikativen Errungenschaften geben uns eine traumhafte Gelegenheit für das freundliche, solidarische Zusammenwachsen der Welt und für eine fruchtbare Auseinandersetzung und ein friedliches Ausstreiten gegensätzlicher Interessen - meine Vision von Globalisierung.

Ernüchternd ist freilich die real existierende Globalisierung. Auf dem Weg hierher habe ich auf einem Plakat den Satz gesehen: "Ich habe nicht geteilt!" Mit diesem Satz wird heutzutage für Produkte geworben. Dies ist zugleich der (nicht immer offen deklarierte) Leitsatz der derzeitigen Form der Globalisierung. Sie geht an den Bedürfnissen der meisten Menschen vorbei. Einer kleinen Gruppe von GewinnerInnen steht eine große Mehrheit von VerliererInnen gegenüber. Die "Freiheit" der Investoren geht zu Lasten der sozialen Gerechtigkeit, Gesundheit, Umwelt, der kulturellen Eigenständigkeit und zu Lasten der Frauen.

So entstanden Gegenbewegungen für eine menschenfreundlichere Globalisierung z.B. ATTAC: Unter dem Eindruck der durch massive Spekulation ausgelösten Finanzkrise in Südostasien, die weite Teile Südostasiens in eine tiefe Rezession riß und die Stabilität der Weltwirtschaft bedrohte, publizierte der Chefredakteur der in acht Sprachen erscheinenden "Le Monde diplomatique", Ignacio Ramonet, im Dezember 1997 einen Aufruf zur Kontrolle der Finanzmärkte. "Warum gründen wir nicht eine weltweite Organisation, die sich für die Einhebung einer Tobinsteuer zugunsten der Menschen einsetzt?" Schon in den Siebzigerjahren hatte James Tobin, Ökonom und Nobelpreisträger, USA, eine Besteuerung der Devisentransaktionen von 1% gefordert, um den Spekulationsfluß zu reduzieren, was Vorteile für die Realwirtschaft brächte, weil ja die chaotischen Kursausschläge der materiellen Wirtschaft schaden.

Ramonet's Aufruf trug Früchte und aus der französischen "Association pour une Taxation des Transactions financières pour l´Aide aux Citoyens" entstand das Kürzel ATTAC. 5 Jahre nach diesem Aufruf ist ATTAC als Basisbewegung bereits in 50 Ländern Afrikas, Amerikas und Europas aktiv. Siehe: www.attac-austria.org An Hand von Grefe et al: Was wollen die Globalisierungskritiker? sei im folgenden die z.Z. praktizierte Globalisierung skizziert: De facto führt der Glaube an das Wirtschaftswachstum und an den freien Markt zum Recht des Stärkeren. Wir sind über das Faustrecht noch nicht weit hinausgekommen.

DER GLAUBE AN DAS WIRTSCHAFTSWACHSTUM

(Grefe et al 92f)"Wenn die Flut steigt, steigen mit ihr alle Boote auf dem Wasser." Dieses Bild brachte John F. Kennedy für den Zusammenhang zwischen Wachstum und Wohlstand. "Wer gegen Freihandel ist, ist gegen die Armen" sagte George W:Bush im Juli 2001 an die Adresse der DemonstrantInnen in Genua. Aber gerade in den USA war das Einkommen der unteren Hälfte 1999 geringer (!) als 25 Jahre zuvor - und dies, obwohl die Wirtschaftsleistung pro Einwohner im gleichen Zeitraum um fast 70% zulegte. Wirtschaftswachstum ist gut. Aber für wen? Für alle? De facto führt die derzeitige Form der Globalisierung zu einer weiteren Umverteilung von unten nach oben. Es stimmt nicht, daß alle Boote auf dem Wasser steigen. Das ganze Bild stimmt nicht. Es gibt Gewinner und es gibt Verlierer. "Ich habe nicht geteilt!"

Es müßte nicht so sein. Bei den Buschleuten in der Kalahari z.B. gilt: "Wenn einer ißt, essen alle. Wenn einer hungrig ist, sind alle hungrig." Das gejagte Wild wird auf alle in der Sippe aufgeteilt, wenn auch der Jäger das größere Stück wählen darf. (Eibl-Eibesfeldt, 55f) Interessant, daß das Wort "Ökonomie" aus dem griechischen Wort Oikos = Haus und nemo = teilen zusammengesetzt ist.

DER GLAUBE AN DEN FREIEN MARKT "Und staatliche Eingriffe sind schlecht."
Einige Beispiele über Ausdrucksformen und Konsequenzen.

Produktion:

Verlagerung in Länder mit niedrigen sozialen oder Umweltstandards. z.B. (Grefe et al 19f) kaufte der Reifenkonzern Continental mit enormer staatlicher Subvention das Semperit-Werk Traiskirchen in Österreich und lagerte bald darauf die Reifenroduktion in Niedriglohnländer aus. Was betriebswirtschaftlich vollkommen in Ordnung ist. Aber die Beschäftigten werden zum reinen Spielball der Wirtschaftsinteressen.

Finanzmärkte:

(Grefe et al 27ff) 1944 sollte durch das Bretton Woods Abkommen (Mentor: Keynes) eine Wirtschaftskrise wie in den Neuzehnhundertdreißigerjahren verhindert werden. Mit der Freigabe des Kapitalverkehrs und der Wechselkurse Anfang der Siebzigerjahre kam es erneut zu großen Finanzkrisen mit verheerenden Auswirkungen. Der Internationale Währungsfonds (IWF), gegründet, gefährdete Länder zu stützen, wurde zum Schuldeneintreiber der westlichen Großbanken und Anleger. z.B. (Grefe et al 42ff) gedieh die Industrie Indonesiens, Malaysias, Thailands und Südkoreas im Schutz hoher Einfuhrzölle sehr gut. Da die westliche Finanzindustrie an dem Boom nicht beteiligt war, drängte das US-Finanzministerium und der von dort gesteuerte IWF massiv auf die Öffnung der Kapitalmärkte. Der damalige US-Handelsminister Cantor: "Wenn die Länder die Hilfe des IWF suchen, dann sollten Europa und Amerika den IWF wie einen Rammbock benutzen, um Vorteile zu gewinnen."

Als dann Südkorea durch Spekulanten mangels Liquidität dem Bankrott nahe war, verweigerte der IWF ein vorübergehndes Zahlungsmoratorium und forderte Hochzinspolitik, Steuererhöhungen, Ausgabenkürzungen, Streichung aller Importbeschränkungen, den freien Unternehmens- und Landkauf für Ausländer, die Aufhebung des Kündigungsschutzes für Arbeitnehmer. Erst nach sechs Wochen bewilligten die "Geldkrieger" eine Umschuldung, was sofort zu einer Erholung führte. Allein die deutschen Banken holten bei der ersten Umschuldungsrunde 100 Millionen Mark mehr als sie ohne Krise verdient hätten.

Allein in Indonesien wurden nach Berechnungen der Weltbank 20 Millionen Menschen zurück in die Armut gestürzt.

Nur Malaysia weigerte sich, das IWF-Programm durchzuführen, sondern verhängte über Nacht Kapitalsverkehrskontrollen, erhob Steuern auf Kapitalausfuhr und legte ein milliardenschweres Investitionsprogramm auf, um den Rückgang der Nachfrage und den Ausfall der privaten Investitionen zu kompensieren. Der IWF klagte, Kontrollen seien ineffizient und würden ausländische Investoren abschrecken. Aber Malaysia blieben auf diesem Weg Rezession und Massenarbeitslosigkeit erspart, Infrastruktur und Bildungssystem wurden sogar ausgebaut und schon drei Monate nach Einsetzung der Kontrollen betrugen die ausländischen Investitionen über eine Milliarde US-Dollar pro Quartal.

Handel:

(Grefe et al 84ff) Freier Handel ohne Zollschranken ist theoretisch wirklich wünschenswert, de facto aber begünstigt er enorm die Starken. Es ist so, wie wenn Mäuse und Elephanten vereinbaren, daß sich jeder im Bereich des anderen frei bewegen kann. So waren nur die Nationen erfolgreich, die sich den Spielraum erhalten konnten, die Bedingungen ihrer Entwicklung selbst zu steuern und sich gegen spekulative Angriffe aus den globalen Finanzmärkten zu schützen.

z.B. (Grefe et al 87) Mexiko folgte allen Vorgaben des IWF und stieg sogar in das Freihandelsabkommen NAFTA mit den USA und Kanada ein. Das bescherte über 12 Milliarden Dollar Direktinvestitionen, aber wegen der Konkurrenz der Agrarimporte von den US-Großfarmen ging ein großer Teil der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in die Knie. Auch die regionale Kleinindustrie blieb auf de Strecke. Nach zehn Jahren lebte zwei Drittel der Mexikaner von weniger als drei Dollar pro Tag, vorher war es knapp die Hälfte der Mexikaner gewesen.

Umwelt:

Das Gewinnstreben, ein wichtiges Element der menschlichen Psyche, zerstört, wird es absolut gesetzt, langfristig unsere Lebensgrundlagen. z.B. werden wegen kurzfristiger Gewinne ganze Meeresteile leergefischt und z.B. durch Pestizide ganze Landstriche verseucht, ganz abgesehen von den bei den Arbeiterinnen ausgelösten Fehlgeburten etc.

Sozialpolitik:

Die großen sozialen Errungenschaften, ohnehin mühsam erkämpft, erscheinen ausgerechnet in unserer Zeit eines hohen Wohlstandes nicht mehr finanzierbar. z.B. wird durch die Forderung nach Selbstbehalten das Solidaritätsprinzip der Versicherungen ausgehöhlt, weil vor allem die Kranken selbst die Krankenkassen finanziell sanieren sollen. Da aber nachgewiesenermaßen Einkommensschwache vergleichsweise viel öfter krank sind, soll ausgerechnet den Ärmeren die Hauptlast aufgehalst werden. z.B. ist betriebswirtschaftlich eine Rationalisierung oft von Vorteil, etwa eine Gruppe von Beschäftigten durch eine Maschine zu ersetzen. Anstatt daß dann die Arbeitslosen als Helden des Wirtschaftswachstums bedankt, gefeiert und entsprechend belohnt werden, gelten sie als arbeitsscheue Sozialschmarotzer.

Kriege:

Wenn die üblichen Mittel, politischen und wirtschaftlichen Druck auszuüben zu wenig fruchten, greifen die mächtigen Nationen gerne zu militärischen Mitteln, um ihre wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen.

Genaueres finden Sie auf www.attac-austria.org oder in der umfangreichen Literatur (ein paar Bücher zum Thema finden Sie am Ende dieses Textes angegeben)

Statt des Rechts des Stärkeren brauchen wir die Stärke des Rechts. Und den Primat der Politik, die dem freien Fließen des Marktes soziale und ökologische Grenzpfähle setzt, sodaß unsere schöne Erde auch für unsere Kinder und Kindeskinder ein Ort ist, wo es sich gut leben läßt.

2. Was leistet hierzu die Psychotherapie?

Anima mundi. Was ist los mit der Seele der Welt? Was ist los mit unseren Seelen? Peter Matthiesen schreibt: "Wir haben uns selbst ausgetrickst wie gierige Affen und jetzt hocken wir da mit unserer Angst." ( in "Auf der Spur des Schneeleoparden") Als ich kürzlich ein schamanisches Ritual für verschmutzte Gewässer machte, erhielt ich die Botschaft: Behandelt lieber Euch selbst! Von Euch geht doch unsere Vergiftung aus.

DER GLAUBE AN DIE PROJEKTION

Von vielen Beiträgen, die die Psychotherapie liefern kann (und z.T. liefert) möchte ich einen für mich sehr wichtigen herausgreifen: In mehreren therapeutischen Richtungen geht man davon aus, daß die Ereignisse, die mich besonders freuen und glücklich machen und auch die mich besonders stören, ängstigen oder wütend machen, mit mir, meiner Persönlichkeit und Lebensgeschichte zu tun haben. Ja, daß sie regelrecht meine innere Landschaft abbilden (Projektion), wie auch umgekehrt mein Inneres ein Abbild äußerer Vorgänge und Konstellationen ist (Internalisierung). So gesehen entspricht die von Gestalt und Psychoanalyse herkommenden Erfahrungen dem alten esoterischen Prinzip von "Außen = innen".

Wenn also Globalisierung nicht solidarisch und achtungsvoll sondern gruppenegoistisch und rücksichtslos verläuft, ist sie so gesehen "bloß" die Materialisierung des Zustandes unserer Seelen. Autopoiese (Erzeugung von Wirklichkeit) global, wie man es konstruktivistisch ausdrücken würde. Dies widerspricht freilich dem, was üblicherweise - unreflektiert - geglaubt wird:Wenn man etwas als unethisch kritisiert, ist man nämlich der sicheren Ansicht, daß die Kritisierten die Bösen sind und man selbst zu den Guten gehört, die so etwas nie täten.

ÜBUNG:
So gesehen zahlt es sich aus, außer der politischen Aktion (z.B. im Rahmen von ATTAC), auch die Konstellation in unseren Seelen zu beackern, zu schauen, wo IN MIR die brutalen, über Leichen gehenden Wirtschaftsführer und Politiker und ihre vielen Opfer mit ihrer Ohnmacht, ihrem Haß und ihren Rachegefühlen wohnen. Meist ist mir nur eine meiner Seiten bewußt, die andere unbekannt. Wenn ich beide in mir wahrgenommen und identifiziert habe, könnte ich z.B. entdecken, daß meine Wut über das herrschende Faustrecht in der Welt und meine Tendenz den Tätern alles Schlimme zu wünschen, das sie anderen antun, schon der Regel folgt: WIR WERDEN ZU DEM, WOGEGEN WIR KÄMFEN. Denn dann unterscheide ich mich nur mehr im Ausmaß sowohl von den Global Playern wie von Terroristen, die gegen dieses unmenschliche System mit Unmenschlichkeit kämpfen wollen. In der spirituellen Tradition wird dafür meist der Ausdruck "Schwarze Magie" verwendet.

Das erste ist also die oft beschämende Erkenntnis, daß ich auch so und nicht sehr viel anders bin. Und es fallen mir dann aus der eigenen Lebensgeschichte sowohl Situationen ein, wo ich Täter war/bin wie solche, wo ich Opfer war/bin. Man erkennt u.U. den geheimen Zusammenhang, daß dem Täterdasein immer ein Opferdasein vorausgegangen ist. Wenn dies einem gelingt, wird man dann nachsichtiger, liebe- und verständnisvoller: sich selbst gegenüber - und in der Folge auch der aktuellen Weltsituation gegenüber. Dabei geht es (wie es meiner Ansicht nach auch bei einem politischen Engagement geschehen sollte) zunächst darum, einfach wahrzunehmen, daß es jetzt so ist und wenn es einem möglich ist, beide Persönlichkeitsanteile liebevoll anzublicken. Wenn dies einem nicht möglich ist, dieses jetztige Nicht-Können liebvoll anzublicken.

Und wie man ja auch aus der Eigentherapie weiß, ist die Herstellung eines inneren Friedens und des zärtlichen Umgehens mit mir selber ein langer, für viele lebenslanger Prozeß. Denn: wie im Politisch/Wirtschftlichen ist auch im Persönlichen nicht alles Wünschenswerte einfach machbar. Nach Ansicht vieler spiritueller Traditionen sind auch hier auf der Erde ja ganz andere, über uns und unsere kümmerlichen Möglichkeiten weit hinausgehende Kräfte am Werk und man kann um vieles nur bitten (sich frei und bereit machen) und sich beschenken lassen.

3. Die schamanische Sicht des Globus

Eine besonders schöne Anleitung, wie wir mit spirituellen Methoden eine Transformation unterstützen können, finden Sie in Sandra Ingerman's Buch "Heilung für Mutter Erde"

Die einzelnen Formen, alles Individuelle, das einzelne ist nur scheinbar getrennt vom anderen. Wir könnten gar nicht existieren, wenn nicht fortwährend Tiere und Pflanzen ihr Leben für uns hingäben. Das ist in Ordnung, sie tun es vielleicht gerne, wenn sie von uns dafür geehrt und bedankt werden.

DER GLAUBE, DASS ALLES MITEINANDER VERBUNDEN IST

ÜBUNG
Stell Dir vor, daß alles was Du im Augenblick rund um Dich siehst, hörst und wahrnimmst, zu Dir gehört, ein Teil von Dir ist, daß alles um Dich sozusagen zu Deinem Leib gehört und Du zu ihrem - wie die verschiedenen Finger einer Hand EINZELN sind UND doch Teile EINES GANZEN. Wenn man von dieser Verbundenheit von allem ausgeht, gibt es natürlich Verbindungs-, Kommunikations- und Informationswege zwischen den einzelnen Teilen der Realität. Das erklärt auch, warum ein Mensch wissen/ spüren kann, was in einem anderen Menschen (aber auch z.B. in Tieren oder Steinen) vor sich geht. Ähnlich wie diese wissen/ spüren, was mit uns los ist. In den Stammeskulturen ist es v.a. der Schamane, der diese Verbindungswege kennt und immer wieder zum Wohle seines Stammes betritt. Das erinnert an das Gedicht von Joseph Freiherr von Eichendorff:

"Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort, und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort."

ÜBUNG
Immer, wenn Du an einem Prozeß der Veränderung arbeiten willst, sollte erst eine Übung der Dankbarkeit erfolgen: Was in Deinem Leben und in der Welt verdient, von Dir geschätzt, bedankt und nicht für selbstverständlich genommen zu werden? Ingerman (208): "Wollen Sie alles Schlechte an Ihrem Leben ändern, müssen Sie Ihr Leben schätzen."

DER GLAUBE AN DIE EINBETTUNG IN EINE KOSMISCHE ORDNUNG

Aus schamanischer Sicht wird (wie in allen Religionen) die sichtbare, meß- und zählbare Welt nur als ein Teil der Wirklichkeit angesehen und darüber hinaus noch andere Realitäten angenommen, die in den schamanischen Traditionen meist als obere und untere Welten bezeichnet und erlebt werden, zu denen auch das Reich der Toten gehört. Diese werden ebenso wie die mittlere als bevölkert erlebt u.zw. von unseren Vorfahren und einer Fülle von Geistwesen, die teilweise höchst an unserem Wohlbefinden während unserer Erdentage interessiert sind und sich um das Schicksal der Welt sorgen. Sie können aber nur eingreifen, wenn wir sie lassen. In den Stammeskulturen ist es wiederum v.a. der Schamane, der in die anderen Welten zu reisen versteht und als Medium für die guten Geister zum Wohle des Stammes und der Erde fungiert.

Aus der Sicht der Hochreligionen könnten diese Geistwesen als Engel, als Mittler zwischen der Erde und dem Unnennbaren aufgefaßt werden, das bei uns meist mit der Chiffre "Gott" bezeichnet wird. In der psychologischen Sprache (besonders in den humanistischen Psychotherapie-Richtungen) würde man diese Wirklichkeiten als in uns wohnende Ressourcen bezeichnen, die oft tief im Unbewußten verborgen liegen, aber real zu heben und anzuzapfen sind.

ÜBUNG
Wie immer Du diese Realitäten für Dich nennst, nimm mit diesen immensen Potenzen jetzt Kontakt auf und versetze Dich so hinein, daß Du jetzt mit ihnen verschmilzt. (Eine ausführliche Anleitung findest Du bei Ingerman 186ff) "Wenn Sie die Erde durch den Weg der Wandlung heilen wollen, müssen Sie sich daran erinnern, daß das Gefühl des Getrenntsein vom Göttlichen und von anderen Wesen reine Illusion ist." Ingerman (201)

4. Ritual für die Erde

ÜBUNG
Aus dieser soeben hergestellten Verbindung mit den guten Mächten stellst Du Dich nun auf die Erde ein, auf die aktuelle Form der Globalisierung und die Menschen, die sie auf diese Art vollziehen. Nimm Kontakt auf mit dem Göttlichen auch in diesen Menschen und rühre ihr Herz, indem Du ihnen die besten Wünsche schickst - was aus der göttlichen Verbindung heraus leicht möglich ist, da hier nur absolutes Wohlwollen zu allem Existierenden herrscht - wie Du es ja vielleicht schon öfters erlebt hast.. Du kannst Erkenntnisse und Botschaften erhalten, die nur auf diesem Wege des Loslassens des Denkens, der Gefühle, kurz des Ego zu erhalten sind, was die SchamanInnen schon seit vielen Jahrtausenden praktizieren.

Das ist der Beitrag, den (zusammen mit den Religionen und der Psychologie) der Schamanismus für eine Verwandlung in Richtung einer solidarischen und friedlichen Globalisierung leisten kann (und muß).

Willigis Jäger: "Der Mensch der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein."

BÜCHERLISTE - LIST OF TITLES

Dossey , Larry: Heilende Worte. Die Kraft der Gebete und die Macht der Medizin.- Südergellersen, 1995, Martin
Originalausgabe: Healing Words - The Power of Prayer and the Power of Medicine.- San Francisco, 1993, Harper

Eibl-Eibesfeldt, Irenäus: Das verbindende Erbe.Expeditionen zu den Wurzeln unseres Verhaltens.- München, 1993, Wilhelm Heyne V.

Eliade, Mircea: Schamanismus und archaische Ekstasetechnik.- Zürich, 1954, Rascher
Originalausgabe: Shamanims: Archaic Techniques of Ecstasy.- Princeton, 1974, Princeton University Press

Emoto, Masaru: Die Botschaft des Wassers. Sensationelle Bilder von gefrorenen Wasserkristallen.- Burgrain, 2002, Koha
Originalausgabe: Messages from Water. World's first pictures of frozen water crystals. Japanese-English.- 2001, Hado Kyoikusha

Grefe, Christiane/ Greffath, Mathias/ Schumann, Harald: attac. Was wollen die Globalisierungskritiker?- Berlin, 2002, Rowohlt Berlin www.attac.org

Harner, Michael: Der Weg des Schamanen. Ein praktischer Führer zu innerer Heilkraft.- Genf, 1994, Ariston
Originalausgabe: The Way of the Shaman.- San Francisco, 1992, Harper Collins

Ingermann, Sandra: Heilung für Mutter Erde. Wie wir uns und unsere Umwelt verwandeln können. München, 2002, Econ
Originalausgabe: Medicine for the Earth.How to Transform Personal and Environmental Toxins.- 2000, Three Rivers Press www.shamanicvisions.com/ingerman.html

Martin, Hans-Peter/ Schumann, Harald: Die Globalisierungsfalle. Der Angriff auf Demokratie und Wohlsatnd.- Reinbek, 1996, Rowohlt

Mindell, Arnold: Den Pfad des Herzens gehen. Traumkörperarbeit - Schamanische Praktiken und moderne Psychologie.- Petersberg, 1996, Via Nova
Originalausgabe: The Shaman`s body.- San Francisco, 1993, Harper

Morgan, Marlo: Traumfänger. Die Reise einer Frau in die Welt der Aborigines.- München, 1995, Goldmann-V.
Originalausgabe: Mutant Message Down Under.- New York, 1994, Harper Collins

Oxfam International: Eight broken Promises. Why the WTO isn't working for the world's poor.- London, 2001 www.oxfam.org.uk

Uccusic, Paul: Der Schamane in uns. Schamanismus als neue Selbsterfahrung, Hilfe und Heilung.- Genf, 1991, Ariston Ltd.

Walsh, Roger N. & Vaughan, Francis (Hrsg.): Psychologie in der Wende. Grundlagen, Methoden und Ziele der Transpersonalen Psychologie. Eine Einführung in die Psychologie des Neuen Bewusstseins.- Reinbek bei Hamburg, 1988, Rowohlt

Workshop beim 3. Weltkongreß für Psychotherapie "ANIMA MUNDI - Globalisierung als Herausforderung" in Wien im Juli 2002