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Verletzte Seelen

Über die psychischen Folgen der Nazi-Gräuel bei den Nachkommen der Täter und Opfer 2012

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Abstract

Ob ein Baum gedeiht, hängt wesentlich vom Boden ab, auf dem er steht. Auch wir Menschen sind nicht im luftleeren Raum entstanden, sondern kommen aus den Körpern und Seelen unserer Eltern und Vorfahren.
 
Ärzten und Psychotherapeuten ist vertraut, dass unsere Konstitution, unsere Gesundheit und unsere Leiden Geschichte haben. Vieles haben wir von unseren Eltern und Vorfahren übernommen: teils genetisch, teils durch Nachahmung und teils – das ist weniger bekannt – unbewusst.
 
So können Verbrechen von Vorfahren, selbst wenn einem davon gar nichts erzählt wurde, die Ursache schwerer Erkrankungen sein oder dass man mit dem Leben nicht zurecht kommt. Die Seele, mein Unbewusstes weiß Bescheid und möchte das Unrecht wieder gut machen.  So wie sich Kinder oft für die Scheidung der Eltern schuldig fühlen,  übernehmen sie oft die Schuld ihrer Väter und Großväter, die gar nicht ihre ist.
 
So gehen nicht wenige gebeugt von der Schuld der Täter durchs Leben und trauen sich nicht, ein gelungenes Leben zu gestalten, weil es unfair wäre, angesichts der vielen Ermordeten ein unbeschwertes, leichtes Leben zu führen. Das ist zwar nicht logisch, aber psychologisch.
 
Nicht nur z.B. der Sohn von Hitlers Sekretär Matin Bormann musste lernen zu unterscheiden zwischen dem geliebten Vater und der verbrecherischen Person, deren Taten er verurteilt.
 
Mit Hilfe von Psychotherapie ist es möglich, sich als Erwachsener von den Altlasten zu befreien, indem man die Schuld bei den Tätern lässt und die Opfer betrauert und würdigt, wodurch man befreit und aufrechten Ganges durch Leben gehen kann.
 
Es tut nicht gut, so zu tun, als wären die Verbrechen nicht geschehen. Aber auch nicht, so zu tun, als wären sie nicht vorbei. 


Vortrag  am 27. September 2012 in Mattighofen/ OÖ. anlässlich der Bayerisch-Oberösterrichischen Landesausstellung (von 27. April - 4. November 2012) mit dem Titel „Verbündet - Verfeindet – Verschwägert"